Listenchampion Branchen Reports (Teil 3)
Die Chemie Industrie in Deutschland: Umsätze, Statistiken, Hintergründe
Mit rund 203 Mrd. € Umsatz in 2018 ist die deutsche Chemie Industrie nach den USA, China und Japan die viertgrößte weltweit und die größte innerhalb Europas. Deutsche Chemiefirmen wie BASF oder Bayer gehören zu den weltweit wichtigsten Akteuren [1]. Als Produzent von Vorleistungsgütern ist die Chemiebranche unverzichtbar für die deutsche Industrielandschaft und auch global, denn Deutschland ist das exportstärkste Land im Chemiebereich. Neben dieser hohen Bedeutung ist die Branche auch einer der forschungsintensivsten Sektoren Deutschlands – so werden über 10 Milliarden Euro jährlich für Forschung und Entwicklung ausgegeben [2]. Mit über 300.000 Angestellten (2016) steht die Chemiebranche außerdem auf Platz 5 der deutschen Arbeitgeber [3]. Der folgende Branchenbericht gibt detaillierte Einsichten in Tätigkeitsgebiete und Innovationen der Chemie Branche, über die wichtigsten Standorte, Finanzkennzahlen sowie Einblicke in die Genderquote und Bestrebungen in dem Bereich der Nachhaltigkeit.
Bestandteile unserer Chemie Marktanalyse
1) Tätigkeitsgebiete der deutschen Chemie-Industrie: Was wird hergestellt?
Die Chemiebranche ist sehr breit gefächert und vielfältig. Auch deshalben lassen sich genaue Segmenten innerhalb der Chemie Branche lassen nicht exakt voneinander abgrenzen. Dennoch lassen sich folgende Bereiche feststellen, unter die die meisten produzierten Produkte fallen [4]. Im Folgenden stellen wir Ihnen die 6 größten Segmente vor:
- Fein- und Spezialchemikalien (~26% der Gesamtproduktion)
- Pharmazeutische Industrie (~22% der Gesamtproduktion)
- Polymere (~19% der Gesamtproduktion)
- Petrochemikalien und Derivate (~16% der Gesamtproduktion)
- Anorganische Grundchemikalien (~8% der Gesamtproduktion)
- Wasch- und Körperpflegemittel (~7% der Gesamtproduktion)
- Veredelung (~2%)
Um einen genaueren Überblick über die Chemiebranche zu erhalten, werden im folgenden diese Segmente genauer dargestellt und betrachtet.
Ein detailliertes Verzeichnis von deutschen Chemie Unternehmen und ihren Segmenten bietet unsere Liste der 600 größten Chemieunternehmen in Deutschland.
Fein- und Spezialchemikalien
Das Segment der Spezialchemie zeichnet sich durch – wie der Name schon sagt – Produktion spezieller chemischer Substanzen aus. Dieses Segment unterliegt einem hohen Forschungs- und Innovationsdruck, da sie nur so am Markt bestehen können. Unter spezialchemische Produkte fallen neben pharmazeutischen Wirkstoffen auch die sogenannten Feinchemikalien. Feinchemikalien sind chemische Reinstoffe – eine klar abzugrenzende Definition existiert nicht, allerdings können Feinchemikalien meist nur durch komplexe Synthesen hergestellt werden. Dementsprechend werden in aller Regel nur geringe Mengen produziert. Besonders wichtig ist nämlich Qualität und nicht Quantität: Feinchemikalien müssen einen garantierten Reinheitsgrad aufweisen. Beispiele für Feinchemikalien sind Nahrungsmittelzusätze wie Mineralien oder Vitamine aber auch Rohstoffe für pharmazeutische Erzeugnisse. Die Herstellung von Spezialchemikalien ist sehr kostenaufwendig und kompliziert, da keine Massenproduktion möglich ist – dafür sind die Verkaufspreise aber auch entsprechend hoch [5]. Der deutsche Marktführer von Spezialchemikalien ist die Lanxess Deutschland GmbH, die chemische Zwischenprodukte, Additive, Spezialchemikalien und Kunststoffe entwickelt, herstellt und vertreibt.
Bildquelle: Merck KGaA
Pharmazeutische Industrie
Die pharmazeutische Industrie in Deutschland ist breit gefächert und hat eine große Produktbreite in Human- und Tiermedizin. 2019 erwirtschaftete die Pharmabranche in Deutschland knapp 50 Mrd. € [6]. Es wird unterschieden zwischen forschenden und nicht forschenden Pharmaunternehmen, wobei die (größeren) forschenden Unternehmen durch die VFA vertreten werden. Der Großteil der Mitglieder sitzt in Nordrhein-Westfalen, wobei gemessen an den Mitarbeiterzahlen (mit über 20.000 Mitarbeiter*innen) die Branche in Baden-Württemberg am größten ist [7]. Auch ist das Segment mittelständisch geprägt – über 75% der Unternehmen haben weniger als 250 Beschäftigte[8]. Das umsatzstärkste Pharmaunternehmen in Deutschland ist die McKesson Europe AG mit einem Umsatz von über 20 Mio € in 2018.
Bilquelle: McKesson Europe AG
Polymere
Ein weiteres Segment der Chemieindustrie ist der Polymerbereich. Wie oben schon beschrieben, ist die Chemiebranche vor allem Vorproduzent. Die hergestellten Polymere werden in der Kunststoffbranche dann vor allem für Verpackungen oder in der Bau-, Automobil und Elektronikindustrie verwendet [9]. Einer der bekanntesten deutschen Chemie Konzerne, die BASF SE ist einer der führenden Hersteller von Polymeren und Additiven. Die SE stellt neben Polyamid auch verschiedenste Zwischenprodukte her. Die Covestro AG ist der Marktführer in Deutschland von Polymeren und bietet Lösungen für verschiedenste Bereiche: Automobil, Bauwesen, Elektronik, Schaumstoffe, Gesundheitswesen und Kunststoffe. Die Covestro AG ist unter den Top 10 der deutschen Chemieunternehmen und hatte 2018 einen Umsatz von rund 15 Mio. Euro.
Bildquelle: BASF SE
Petrochemikalien und Derivate
Die Petrochemie beschreibt die Chemie der Fels- und Steinöle – eigentlich also Petrolchemie. Das Segment beschäftigt sich mit der Synthese von Kohlenwasserstoffverbindungen aus Bestandteilen des Erdöls und Erdgases. Aus diesen Prozessen entstehen dann beispielsweise Kraftstoffe oder (Vorprodukte) für die Herstellung von Kunststoffen [10]. Der bekannteste deutsche Hersteller ist die BP Europa SE, die vorwiegend im Standort Gelsenkirchen an dortigen Raffinerien Rohstoffe verarbeitet. Nach eigenen Angaben ist die SE mit der Herstellung der beiden Hauptprodukte Ethylen und Propylen in Gelsenkirchen einer der größten Produzenten in ganz Europa. Dort werden rohölbasierte Rohstoffe zu Grundstoffen verarbeitet, die alltäglich genutzt werden – neben Produkte für die Kunststoffproduktion beispielsweise auch Bestandteile für Wasch- oder Reinigungsmittel oder Zwischenprodukte für Pharmazeutika. Insgesamt produziert die BP Europa SE ~3 Millionen Tonnen an Petrochemikalien wie Ethylen, Propylen oder Benzol.
Bildquelle: BP Europa SE
Anorganische Grundchemikalien
Anorganische Chemie dreht sich um den Aufbau und um Eigenschaften von kohlenstofffreien Verbindungen – mit der Ausnahme von einigen einfachen Kohlenstoffverbindungen. Dazu zählen Chemikalien wie Säuren und Basen, Metalle, Salze und Mineralien. Die wichtigsten/am meist produzierten anorganischen Grundchemikalien in Deutschland sind Chlor, Wasserstoff, Sauerstoff, Salzsäure, Schwefelsäure und Natriumhydroxid [12]. Die Linde AG ist einer der weltweit führenden Herstellern in Industriegasen und insgesamt unter den Top 30 Chemieunternehmen in ganz Deutschland (gemessen an Umsatzzahlen). 2019 hat das Unternehmen mit Sitz in München einen Jahresumsatz von ca. 2€ Milliarden erwirtschaftet.
Bildquelle: Linde plc
Innovationen, Trends und Wachstumstreiber in der Branche
Die deutsche Chemiebranche hat durch ihren Sonderstatus als Produzent und Lieferant von Rohstoffen für andere Branchen einen einzigartigen Wert. Dieser Wert zeigt sich auch in der deutschen Erfindung von Chemieparks, in denen durch Synergie- und Verbundeffekte die Produktion hocheffizient gestaltet werden kann. Die Produktion ist nicht nur effizient, sondern auch qualitativ – chemische Produkte „Made in Germany“ erfreuen sich einer international hohen Wertschätzung. Zudem ist die Branche hoch innovativ – jedes fünfte Patent kommt von der Chemiebranche. In Hinblick auf die Entwicklung der deutschen Chemiebranche wird deutlich, dass das höchste Wachstumspotential in dem Pharmabereich liegt – die alternde Gesellschaft, ein Zuwachs von Zivilisationskrankheiten (Diabetes, Bluthochdruck etc.) und Krebs und Herzerkrankungen führen zu einem immer steigenden Bedarf. Interessant ist es zudem, sich den Energieverbrauch der Branche anzusehen – dieser ist sehr hoch: etwa 1/5 des Energiebedarfs des verarbeiteten Gewerbes entfällt auf die Chemiebranche. Über die letzten Jahre ist der Produktionswert um 1,5% gestiegen, während der Energieverbrauch sogar gesunken ist – die Branche wird also immer energieeffizienter. In wenigen Jahrzehnten steht die Chemiebranche vor einem größeren Umbruch: einer der drei Rohstoffbasen, fossile Rohstoffe, machen ~15% an der Rohstoffsumme aus. Bis 2030 wird sich dieser Anteil auf ca. 20% steigern, stattdessen werden mehr und mehr nachwachsende Rohstoffe verwendet. Besonders die Petrochemie steht hier vor einer Herausforderung. Ein gutes Beispiel für einen positiven Wandeln ist der finnländische Mineralöl- und Biokraftölhersteller Neste. Das Unternehmen bietet verschiedenste erneuerbare Lösungen an – so auch das patentierte Produkt Neste MY Renewable Diesel™, ein aus 100% erneuerbaren Ressourcen hergestellter Diesel Kraftstoff [13].Ein Buzzword das in Verbindung mit Innovationen in der Chemiebranche häufiger fällt, ist „Chemie 4.0“. Chemie 4.0 beschreibt eine von Themen der Digitalisierung, zirkuläre Wirtschaft und Nachhaltigkeit geprägte Branche. Eine interessante Thematik ist die zirkuläre Wirtschaft der Chemie – zu einer zirkulären Wirtschaft gehört neben ressourceneffizienter und klimaschonenden Herstellung vor allem die Rücknahme, das Recycling, die Rückgewinnung von Energie und die Reinigung und Reststoffbeseitigung. Safechem, ein Chemieunternehmen mit Sitz in Düsseldorf, setzt auf zirkuläre Wirtschaft als Geschäftsmodell und bietet beispielsweise ein Leasing-Modell für Lösemittel an, wodurch eine Verringerung des Lösemittelanteils im Abwasser um bis zu 80% verringert wurde. Die Digitalisierung der Chemiebranche – und damit der zweite wichtige Bestandteil der „Chemie 4.0“ – lässt sich in drei Sparten aufteilen: Transparenz & digitale Prozesse, Datenbasierte Betriebsmodelle und Digitale Geschäftsmodelle. So bieten beispielsweise datenbasierte Betriebsmodelle durch die „in-silico“ Forschung die Möglichkeit, größere chemische Prozesse zu simulieren oder Betriebssysteme können überwacht werden um Produktionsausfälle zu verhindern. [14].
2) Karte der Chemie Unternehmen: Wo wird hergestellt?
Chemie Parks in Deutschland und Industriestandort Baden-Württemberg
Die deutsche Chemiebranche ist mittelständisch geprägt – über 90% der 2.000 Chemieunternehmen haben weniger als 500 Beschäftigte. Und dieser Mittelstand ist außerordentlich leistungsstark: Rund ein Drittel der Umsätze entstehen durch diesen. Das liegt vor allem an der Flexibilität mittelständischer Unternehmen, die individuellen Wünsche und Voraussetzungen bei Spezialchemikalien umzusetzen. Dadurch existieren in vielen Bereichen Marktführer von Nischen Produkten oder Hidden Champions.
In Deutschland gibt es insgesamt 37 Chemieparks – die meisten liegen in Nordrhein-Westfalen beziehungsweise im Ruhrgebiet – alleine hier liegen 13 Stück. Anhand des Chemieparks CHEMPARK in Leverkusen lässt sich erkennen, warum solche Chemieparks mehr als sinnvoll sind: Durch mehr als 31.500 Mitarbeiter*innen auf ca. 480 Hektar können innerhalb der Anlage über 5.000 verschiedene Chemikalien hergestellt werden. Als drittgrößte Industrie Deutschlands erwirtschaftet die Chemie Branche rund 11% des gesamten Industrieumsatz. Auch als Arbeitgeber ist die chemisch-pharmazeutische Industrie unverzichtbar über 450.000 Menschen arbeiten hier [14].
Auch in Baden-Württemberg ist die Chemie Branche stark ausgeprägt: über 470 Unternehmen schaffen ~107.000 Arbeitsplätze und erwirtschaften einen Umsatz von knapp 40€ Milliarden. Besonders im Bildungsbereich bietet das Bundesland vielfältige Möglichkeiten im Studium, Ausbildung oder in Fortbildungen [15]. Die McKensson Europe AG ist mit ihrem Sitz in Stuttgart der größte Player in der Region – und unter den Top 5 der chemisch-pharmazeutischen Branche: Die Pharma AG erwirtschaftet einem jährlichen Umsatz von ~21€ Milliarden (2018) und beschäftigt über 26.000 Mitarbeiter*innen.
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3) Finanzkennzahlen der Chemie-Branche: Wie hoch ist das Marktvolumen?
Marktvolumen
Unternehmen mit unter 1 Mrd. € Umsatz (2018)
Umsatzentwicklung der Top 5
Die Zahlen basieren auf unserer Datenbank und sind der Liste der Top 600 Chemie Unternehmen Deutschlands zu entnehmen. Die Einordnung der Top 5 Unternehmen basiert auf eben dieser Datenbank und der Aufstellung des Verbands der chemischen Industrie.
Marktvolumen und Gesamtumsätze in der deutschen Chemie Industrie: 2015-2018
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland auf Platz 4 der weltweiten chemisch-pharmazeutischen Industrie. Das liegt unter anderem auch an dem Ruf als Impulsgeber: die Chemie Industrie liegt auf Platz 3 der (prozentualen) Forschungsausgaben in Deutschland, außerdem steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben seit 2005 konstant [16]. Wie sich an der Graphik erkennen lässt, ist in den letzten Jahren das Wachstum mehr oder weniger stabil geblieben. Ein Großteil der Umsätze wird durch Exporte gewonnen, denn hier ist Deutschland die wichtigste Macht in der Branche und liegt mit Exporten (gerechnet in Milliarden Euro) dementsprechend noch vor den USA oder China, 2019 hat die deutsche Chemie Branche Produkte im Wert von 193 Milliarden Euro exportiert. Der wichtigste Abnehmer hierbei ist Europa, knapp 70% der Exporte wurden 2019 in europäische Länder exportiert [17].
Die Graphiken basieren auf unserer Liste der Top 600 Chemie Unternehmen in Deutschland. In unserer Datenbank sind die Gesamtumsätze der Unternehmen enthalten, deshalb kann es hier zu Abweichungen von Zahlen über die Umsätze nur im Chemie Bereich kommen. Da einige Umsätze von 2018 noch nicht verfügbar sind, wurden teilweise Mittelwerte von 2015-2017 als vorläufigen Umsatz genommen, um einem verfälschten Umsatzeinbruch der Branche vorzubeugen.
Wettbewerbsanalyse: Wie ist die Marktstruktur in der Chemie Branche?
Die Chemie Branche in Deutschland ist wie bereits erwähnt mittelständisch geprägt – 71% der Top 600 Unternehmen in Deutschland haben weniger/gleich 500 Mitarbeiter*innen. Allerdings ist die Umsatzverteilung relativ ausgeglichen: 67% der Unternehmen verdienen zwar weniger als 1 Mrd. € pro Jahr (Basis: 2018), trotzdem verdienen die größten 5 (BASF SE, Henkel AG & Co. KGaA, Boehringer Ingelheim GmbH, Merck KGaA und Bayer AG) nur ~20% des Gesamtumsatzes – der Mittelstand der chemisch-pharmazeutischen Branche in Deutschland ist also sehr stark.
Entwicklung der deutschen Marktführer in der Chemie Industrie
Die BASF SE hat eine lange Geschichte – bereits 1865 wurde der Vorreiter des heutigen Konzerns gegründet. Mittlerweile hat die Gruppe über 117.000 Mitarbeiter*innen in 6 Verbundstandorten sowie 361 Produktionsstandorte, die sich über die ganze Welt verteilen – BASF ist in mehr als 90 Ländern aktiv. Die BASF-Gruppe hat ihr Portfolio in sechs Segmente zusammengefasst: Agricultural Solutions, Nutrition & Care, Surface Technologies, Industrial Solutions, Materials und Chemicals. Das Segment der Chemicals ist breit gefächert und so bietet die in Ludwigshafen sitzende SE chemische Produkte in den Bereichen der Petrochemie, der Zwischenprodukte, der Monomere und der Katalysatoren an. Mit einem Jahresumsatz von ~63 Milliarden € gehört BASF zu den führenden Unternehmen weltweit.
Die Henkel AG & Co. KGaA mit Sitz in Düsseldorf ist ebenfalls ein Unternehmen mit lang zurückliegender Gründung – bereits 1876 wird ein Vorreiter des heutigen Unternehmen gegründet, damals wird hauptsächlich ein Universalwaschmittel hergestellt. Mittlerweile splittet sich das Unternehmen in drei Marken: Laundry & Home Care (Wasch-/Reinigungsmittel), Beauty Care (Schönheitspflege) und Adhesive Technologies (Klebstoffe). Unter den jeweiligen Marken werden verschiedenste Märkte bedient – von Konsumenten über Fachleute bis hin zur Industrie. Mit über 50.000 Mitarbeiter*innen ist Henkel in über 120 Ländern vertreten und gelang auch so zu internationaler Anerkennung.
Wie auch die Top 2 der deutschen chemisch-pharmazeutischen Unternehmen hat die Merck KGaA eine lange Geschichte. Merck gilt sogar als das älteste Pharmaunternehmen der Welt, da seine Anfänge bis in das Jahr 1668 zurückgehen. In Amerika und Kanada ist Merck unter dem Namen EMD (Emanuel Merck, Darmstadt) tätig ist, da die Namensrechte dem US-Pharmakonzern Merck & Co., Inc. gehören, welches ebenfalls auf den Gründer Emanuel Merck zurückzuführen ist. Mit über57.000 Mitarbeiter*innen ist Merck in 66 Ländern in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials tätig. Die Umsatzzahlen des in Darmstadt sitzenden Unternehmens sind über die letzten Jahre relativ konstant bei ~15 Milliarden € geblieben.
Die Bayer AG ist ein divisional aufgeteiltes Unternehmen, welches aus insgesamt 392 Gesellschaften besteht (Stand Ende 2019). Die 420 Gesellschaften sind in 87 Ländern verteilt, mit dem Hauptstandort in Leverkusen. Im Kern der AG ist die chemisch-pharmazeutische Industrie und folgende drei Segmente: Pharmaceuticals, Consumer Health und Crop Science. Innerhalb dieser Bereiche ist die Bayer AG teilweise Marktführer, so bei rezeptfreier Pharmaprodukten innerhalb der Pharmaceuticals Sparte. Die Bayer AG hat im Vergleich mit den andern Top 5 relativ wenig Mitarbeiter, etwa 17.000, dafür aber ein vergleichsweisen starken Umsatz, der sich bis 2018 auf knapp 15 Milliarden € entwickelt hat.
Die Boehringer Ingelheim GmbH ist ein Pharmaunternehmen mit – wie der Name verrät – Sitz in Ingelheim am Rhein. Die GmbH hat einen Forschungsfokus und forscht an 12 in der ganzen Welt verteilten Forschungszentren. Für ihre Forschung- und Entwicklung gibt die GmbH jährlich einen Anteil von ~20% der Umsätze aus. Insgesamt ist Boehringer Ingelheim in 29 Länder und Standorte verteilt, die sich auch in Tier- oder Humanpharma aufteilen. Die letzten Jahre hat sich das Unternehmen stehts in ihren Umsätzen gesteigert – die Umsatzerlöse 2017 lagen bei über 18 Milliarden € (für den Wert 2018 wurde der gemittelte Wert von 2015-2017 genommen). Die GmbH beschäftigt weltweilt ~50.000 Mitarbeiter*innen.
4) Vorstands-Geschlechterverteilung und Nachhaltigkeit
Frauenanteil in Vorständen
Geschlechterverteilung in der Chemie Industrie
Im Vergleich zu anderen Industrien in Deutschland, ist der Frauenanteil in Vorständen in der Chemie Branche relativ hoch und liegt bei 15% – bei den größten 5 Unternehmen (BASF SE, Henkel AG & Co. KGaA, Boehringer Ingelheim GmbH, Merck KGaA und Bayer AG) ist immer genau eine Frau in den Vorständen – das macht 4 weibliche Vorstände auf 27 männliche.
Die Daten für die Graphik und den Text stammen aus unserer Datenbank und beziehen sich ausschließlich auf die (leitenden) Geschäftsführer*innen.
Nachhaltigkeit in der deutschen Chemie Industrie:
Informiert man sich über Nachhaltigkeit in der deutschen Chemiebranche, kommt man nicht um Chemie3 herum. Die 12 Leitlinien der Chemie3 wurde 2013 formuliert und sind mittlerweile eng mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN verknüpft. Im Grunde genommen sind innerhalb dieser Leitlinien allgemeine Anforderungen formuliert, wie etwa Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie einzubinden (Ziel 1), mit Innovationen Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung leisten (Ziel 4) oder Mensch, Umwelt und biologische Vielfalt schützen (Ziel 8).
Ein gutes Beispiel für die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie, also dem ersten Ziel der Chemie3 , ist die Umicore AG & Co. KG. Die Umicore AG & Co. KG sitzt in Hanau und ist Spezialist in der bereits oben erwähnten Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen ist eine weltweit agierender Material- und Recyclingkonzern. Aus Produktionsabfällen, Reststoffe oder Altmaterialien bietet Umicore maßgeschneiderte Produkte an – dieser Kreislauf ist bei Umicore nicht Nebenprodukt, sondern ihr Kerngeschäft. Neben dem Kreislaufwirtschaftsfokus setzt sich das Unternehmen für saubere Mobilität ein und liefert Fahrzeugkatalysatoren, die sie nach ihrer Verwendung verwerten können. Die dritte Sparte die aufzeigt, wie stark die Unternehmensstrategie mit Nachhaltigkeit verwoben ist, ist ihr Recycling Ansatz.
Wie in dem Report bereits erwähnt, ist die Chemie Branche generell sehr forschungsintensiv und bemüht sich vor allem in Bezug auf die Chemie 4.0 diese Innovationskraft im Bereich der Nachhaltigkeit einzusetzen. Ein interessantes und vielversprechendes Beispiel für eine nachhaltige Innovation wird von der Firma Carbios präsentiert: Mit dem sogenannten „Biorecycling“ werden durch Zugabe von Enzymen einzelne Polymere (wie sie beispielsweise in PET-Flaschen vorhanden sind) De-Polymerisiert, daraufhin entstehen Monomere, die gereinigt werden und nun für die Polymerisierung bereit sind. Dieser innovative Prozess ermöglicht erstmals ein vollständiges Recycling und damit eine endlose Nutzungsmöglichkeit von Plastik.
Das Ziel Mensch, Umwelt und biologische Vielfalt zu schützen eine große Aufgabe – besonders, da es hier sehr viele Ansätze gibt. Ecover, ein Unternehmen dessen deutscher Standort in Hamburg ist, fängt bei Reinigungsmitteln an. Ihr Konzept ist allumfassend – angefangen damit, dass Ecover in ihren Produkten immer weniger Palmöl verwendet, mit dem Ziel ganz darauf zu verzichten, um Abholzung zu verhindern. Auch das Konzept rund um die Reinigungsmittel dreht sich um Nachhaltigkeit und Schutz unserer Umwelt: die Plastikverpackungen sind zu 100% recycelt, in den Werken wird durch innovative Methoden Abfallwasser gespart, durch lokale Ressourcen werden in den Lieferstrecken CO2 gespart und die Duftstoffe sind biologisch abbaubar und richten somit keinen Schaden an, wenn die Produkte die Abwasserkanäle erreichen.
5) Statistiken und Fakten in der Chemie-Branche
- Die Chemiebranche ist ein Vorleister und breit gefächert
- Die größten drei Segmente sin Fein- und Spezialchemikalien, die Pharmazeutische Industrie und Polymere
- Deutschland ist, auch durch Chemieparks, Impulsgeber für Innovationen
- Chemie 4.0 beschreibt eine durch Digitalisierung, zirkuläre Wirtschaft und Nachhaltigkeit geprägte Branche
- Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die wichtigsten deutschen Standorte für die Chemie Industrie
- Deutschland ist internationaler Exportführer
- Die Chemiebranche ist mittelständisch geprägt und dieser ist sehr stark
- In den Vorständen gibt es 15% Frauenanteil
- Chemie3 ist eine Leitlinie für Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie
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Quellen (zuletzt abgerufen am 30.10.2020)
Beitragsbild: BASF SE
[1] https://de.statista.com/themen/1092/chemieindustrie/
[2] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Branchenfokus/Industrie/branchenfokus-chemie-pharmazie.html
[3] https://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_395.pdf
[5] https://www.chemie.de/lexikon/Spezialchemie.html
[6] https://de.statista.com/themen/1415/pharmaindustrie-in-deutschland/
[8] https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/standort/pharma
[9] https://de.statista.com/themen/3094/kunststoffindustrie-in-deutschland/
[10] https://www.chemie.de/lexikon/Petrochemie.html
[11] https://www.marquard-bahls.com/de/news-info/glossar/detail/term/anorganische-chemikalien.html#:~:text=Zu den anorganischen Chemikalien zählen,%2C Metalle%2C Salze und Mineralien.
[12] https://www.vci.de/vci/downloads-vci/publikation/chemiewirtschaft-in-zahlen-print.pdf
[16] https://www.vci.de/ergaenzende-downloads/forschung-und-entwicklung-chemie-kurz.pdf
[17] https://www.vci.de/ergaenzende-downloads/chemiemaerkte-weltweit-folien-teil-1.pdf
Iconquelle (zuletzt abgerufen am 30.10.2020):
- Recycling https://www.flaticon.com/de/autoren/freepik
- Innovation https://www.flaticon.com/authors/freepik
- Umwelt https://www.flaticon.com/authors/darius-dan
Der Inhalt dieser Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 8.03.2022