Das neuartige Coronavirus ist ein entscheidender Einschnitt für die Weltwirtschaft: die Nachfrage sinkt, Lieferketten werden durchbrochen, die Unsicherheit ist hoch. Doch wir fragen uns: wie schlagen sich Deutschlands größte Automobilzulieferer in der Krise? Wir haben die größten Unternehmen aus unserer Liste der 250 größten Automobilzulieferer in Deutschland herausgesucht und uns auf Spurensuche begeben.
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- Umsätze, Tätigkeitsgebiet sowie Jahresüberschuss in der Liste enthalten
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Robert Bosch GmbH, Stuttgart: Kurzarbeit und Innovation
Bosch mit Sitz in Stuttgart und einem Jahresumsatz von fast 80 Milliarden Euro ist der größte Automobilzulieferer weltweit. Die angebotenen Produkte reichen von Sensortechnik und Steuergeräten bis hin zu Antriebslösungen. Der Stuttgarter Konzern kümmert sich um Kostensenkungen und Liquiditätssicherung; eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr will Finanzvorstand Stefan Asenkerschbaumer nicht abgeben. Fest steht: durch die Coronakrise werden zusätzliche Belastungen auf Bosch zukommen. Entlassungen wurden noch keine kommuniziert, dafür gibt es in 35 Werken Kurzarbeit. Bosch setzt auf Entwicklung und Innovation bei der Bekämpfung der Corona-Folgen. So werden in manchen Werken mittlerweile Desinfektionsmittel und Masken hergestellt. Aufhorchen ließ das Stuttgarter Unternehmen, als es einen COVID-19 Schnelltest auf den Markt brachte.
Entlassungen: 0 (Stand: 11.05.2020)
Kurzarbeit: Ja
Umstellungen: Produktion von Masken und Desinfektionsmittel, Produktentwicklung (COVID-19 Schnelltest)
Continental AG, Hannover: Abgesagte Abspaltung, Aus für Automatisiertes Fahren
Hart getroffen hat es den Hannoveraner Zulieferer Continental. Der Gewinn des Automobil-Schwergewichts ist im ersten Quartal 2020 wegen Corona um 50 Prozent auf 292 Millionen Euro gesunken. Der Umsatz sank um 11 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Der besonders für seine Reifensparte bekannte Zulieferer erwartet starke finanzielle Auswirkungen im weiteren Verlauf des Jahres. Generell tut sich Corona-bedingt einiges beim niedersächsischen Zulieferer: 30.000 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, der Vorstand verzichtet für 4 Monate auf 10% seines Gehalts, Budgets werden zusammengekürzt oder anders verteilt. Die Abspaltung der Antriebssparte wurde aufs Eis gelegt und es wird nicht mehr in automatisiertes Fahren investiert, da Geld für die Weiterentwicklung fehlt. Über Entlassungen wird nachgedacht, aber noch wurden keine konkreten Zahlen verkündet. Continental möchte – Stand jetzt – ohne Staatshilfen auskommen. Die Werke werden zur Zeit umgebaut um genügend Masken für den Eigenbedarf zu produzieren. Zudem produziert Continental Bezüge für Aufwachliegen, auf denen leichtere Corona-Fälle behandelt werden können.
Entlassungen: 0 (Stand: 11.05.2020)
Kurzarbeit: Ja (30.000 Mitarbeiter)
Umstellungen: Produktion von Masken, Bezügen
ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen: Zeitarbeit, Vorbereitung auf Wiederaufnahme der Produktion
Als einer der ersten Zulieferer kündigte ZF Friedrichshafen an Kurzarbeit einzuführen. Das Kurzarbeitergeld wird von dem Unternehmen auf 90% aufgestockt. Zeitweise wurden 40-60 Prozent der heimischen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, während andere Bereiche weiterarbeiteten. In China hingegen sind die meisten Werke wieder in Betrieb. Trotz der angespannten Situation zahlt das Unternehmen eine Erfolgsbeteiligung an seine Mitarbeiter aus. Diese beträgt 320€, sowie 15€ für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit. Mittlerweile bereitet sich ZF auf ein schrittweises Wiederhochfahren der Produktion vor. Hierfür werden Schichten entzerrt, Trennwände zwischen Arbeitsbereichen aufgestellt, Desinfektionsspender installiert. Auch das Home Office hat bei ZF Einzug gehalten und die konzerninterne Kommunikation wurde digitaler.
Entlassungen: 0 (Stand: 11.05.2020)
Kurzarbeit: Ja
Schaeffler AG, Herzogenaurach: Kostensenkungen im Fokus
Der Herzogenauracher Zulieferer Schäffler schaffte es sein Ergebnis im 1. Quartal relativ stabil zu halten. Die Umätze gingen um 9,2 Prozent von 3.622 Millionen Euro auf 3.282 Millionen Euro zurück. In China betrug der Umsatzrückgang – Corona-bedingt – etwa 22,8 Prozent. Schaeffler reagiert an vielen Stellen auf Corona, primär durch Kostensenkungen. Kurzarbeit wurde eingeführt, Urlaubstage und Gleitzeit soll abgebaut werden, Einstellungen werden gestoppt, Werke geschlossen. Durch die Emission eines 350 Millionen Euro Schuldscheins soll die Liquidität gestärkt werden. Für den Rest von 2020 möchte Schaeffler keine Prognose abgeben.
Entlassungen: 0 (Stand: 11.05.2020)
Kurzarbeit: Ja
Mahle GmbH, Stuttgart: FFP3 Atemschutzmasken in Kooperation mit Triumph
Der Stuttgarter Automobilzulieferer mit Umsätzen über 12,5 Milliarden Euro reagiert auf Corona: Die Werke an den meisten europäischen Standorten stehen still, Kurzarbeit wurde eingeführt. Das Virus trifft den Konzern zu einer ungünstigen Zeit: der Verlust im vergangenen Jahr betrug 212 Millionen Euro. Im Kampf gegen das Virus zeigt sich der Konzern kreativ. Zusammen mit dem Unterwäschehersteller Triumph werden Atemschutzmasken gefertigt. Mahle liefert hierfür ein spezielles, FFP3 taugliches Filtermedium. Die Masken werden von den beiden Unternehmen an behördliche Stellen geliefert. Generell können die Masken auch im medizinischen Umfeld eingesetzt werden. Zudem prüft Mahle weitere Möglichkeiten um die Behörden zu unterstützen. Als Unterstützung für Werkstätten wird diesen 6 Monate Zahlungsaufschub beim Leasing von neuen Geräten gewährt.
Entlassungen: 0 (Stand: 11.05.2020)
Kurzarbeit: Ja
Umstellungen: Produktion von Filtern für FFP3 Atemschutzmasken
Bildquelle: CDC
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Der Inhalt dieser Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 3.04.2024