Obwohl in der deutschen Hauptstadt viele zentrale Einrichtungen angesiedelt sind, bei Stiftungen ist Berlin eher Mittelmaß. Knapp 1.000 Stiftungen haben hier ihren Sitz, die Stiftungsdichte erreicht nur 26 pro 100.000 Einwohner. Das ist noch knapp unter dem Bundesschnitt und vielleicht eine Spätfolge der früheren Teilung der Stadt. Auch beim Stiftungsvermögen bleibt man unter den Größenordnungen anderer Städte. Eine der bekanntesten und bedeutendsten Stiftungen ist sicher die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die als Dach für die Berliner Museen allerdings eine Sonderstellung hat und bei unserer Betrachtung außen vor bleibt. Wir stellen Ihnen hier die drei größten Berliner Stiftungen unter privater Ägide vor – als Teil unserer Liste der 100 größten Stiftungen in Deutschland.
Platz 1: Alfred Landecker-Stiftung, 250 Mio. Euro Stiftungsvermögen
Die Alfred Landecker-Stiftung ist nicht nur die größte Berliner Privatstiftung, sondern auch die jüngste. Sie wurde erst im Juni 2019 errichtet. Sie hat allerdings einen Vorläufer: die Benckiser Stiftung Zukunft, die anders ausgerichtet war und in die neue Stiftung überführt worden ist. Die Alfred Landecker-Stiftung möchte die Erinnerung an den Holocaust bewahren, Opfer des Nationalsozialismus unterstützen und heute Verfolgten helfen. Sie ist nach Alfred Landecker benannt, einem jüdischen Buchhalter, der 1942 in ein polnisches Ghetto deportiert und dort ermordet wurde. Hinter der Stiftung steht die Unternehmerfamilie Reimann, eine der reichsten Familien Deutschlands.
Die Stiftung wurde zunächst mit einem 10 Mio-Euro-Fonds für Holocaust-Überlebende gestartet. Die Stifterfamilie hat sich aber verpflichtet, das Stiftungsvermögen in den nächsten Jahren auf 250 Mio. Euro aufzustocken. Die Alfred Landecker-Stiftung will ausgewählte Forschungs-, Bildungs- und Sensibilisierungsprojekte im Umfeld des Nationalsozialismus und des Holocausts unterstützen. Es sind Partnerschaften mit namhaften Institutionen angestrebt, die sich in diesem Bereich engagieren. Über konkrete Projekte lässt sich angesichts der gerade erst erfolgten Gründung noch nichts berichten.
Platz 2: Fürst Donnersmarck-Stiftung; 180 Mio. Euro Stiftungsvermögen
Guido Henckel von Donnersmarck, ein reicher Berliner Industrieller, war Gründer und Namenspate der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Der adlige Industrielle initiierte und plante um die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert die Gartenstadt Frohnau im Berliner Norden. Bei Kriegsausbruch richtete Donnersmarck in Frohnau ein Verwundeten-Lazarett ein und begründete 2016 eine Stiftung zu dessen Finanzierung – die Fürst Donnersmarck-Stiftung.
In der Inflation nach dem Krieg verlor die Stiftung praktisch ihr gesamtes Geldvermögen, existierte danach jahrelang nur als Mantel und wurde erst 1950 reaktiviert. Der neue Stiftungszweck konzentrierte sich jetzt auf Förderung, Betreuung und Rehabilitation von Menschen mit Behinderung. Durch Veräußerung von Frohnauer Grundbesitz und Wohnimmobilien-Investments wurde neues Stiftungskapital aufgebaut, das eine unabhängige Stiftungsexistenz ermöglichte. Dem Zweck entsprechend betreibt die Stiftung heute verschiedene Einrichtungen für behinderte Menschen. Dazu gehört u.a. die Villa Donnersmarck – ein inklusives Freizeit-, Bildungs- und Beratungszentrum in Berlin. Die Stiftung unterhält verschiedene Wohnangebote mit besonderer Behinderten-Betreuung – in Frohnau und in anderen Berliner Stadtteilen. Eine weitere Stiftungsaktivität bilden Reisen und Urlaubs-Aufenthalte für behinderte Menschen.
Platz 3: Friede Springer-Stiftung; 80 Mio. Euro Stiftungsvermögen
Die Friede Springer-Stiftung wurde 2011 von Friede Springer gegründet, der Witwe und Erbin des Verlegers Axel Springer und maßgebende Entscheiderin im Springer-Konzern. Sie brachte 80 Mio. Euro ihres Privatvermögens ein. Die Förderung von Wissenschaft, Kunst, Kultur und Bildung steht im Fokus der Friede Springer-Stiftung. Sie unterstützt in diesem Sinne wissenschaftliche, künstlerische und kulturelle Projekte, gewährt Stipendien, richtet Stiftungsprofessuren ein, führt Veranstaltungen durch und vieles mehr.
Die Stiftung fühlt sich auch weiter den Grundsätzen Axel Springers verpflichtet. Dazu gehört insbesondere die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, das Bekenntnis zur transatlantischen Wertegemeinschaft, zur Einigung Europas und zu einem freiheitlichen Rechtsstaat. Die Friede Springer-Stiftung ist nicht die einzige Stiftungs-Aktivität der Springer-Erbin. Sie ist zugleich Vorsitzende der Axel Springer Stiftung (Förderung der Erforschung der deutsch-jüdischen Geschichte) und Initiatorin sowie Vorsitzende der Friede Springer Herz-Stiftung (Förderung von neuen Behandlungen und Untersuchungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Trotz der personellen Verbindung arbeiten die drei Stiftungen unabhängig voneinander.
Bildquelle: Alejandro Cartagena
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